Dieses
Jahr wurde es Zeit, meine schon seit ca. drei Jahren geplante, zweite
Frankreichtour, diesmal von Bordeaux zum Mittelmeer und dann die Rhone hinauf
bis Genf, in Angriff zu nehmen.
Die reine Fahrzeit für die eigentliche Tour von nach Genf betrug 13 Tage plus 3
Tage für den Anhang in Deutschland.
Die Gesamtstrecke für die Haupttour belief sich auf rund 1100 km. Hinzu
kamen die rund 190 km für den Anhang. Die angegebenen Kilometer sind
Tachokilometer, also mehr als die Plankilometer gemäß Komoot. Die Tour dauerte insgesamt vom
08.08.-26.08.2019
Wer Interesse an meinen anderen, ins Netz gestellten Touren hat, einfach
meine Radtouren
anklicken.
Die Vorplanung der Strecke
habe ich wie immer Hilfe des Tourenplaners von
Komoot gemacht, die Tour dann aufs Smartphone geladen und dieses als
Navi verwendet.
Der Streckenverlauf
Bordeaux-Genf
und
Singen-Ulm
kann durch entsprechendes Anklicken angesehen werden.
I. Vorbemerkungen
Die Anreise war diesmal richtig heftig
und ich hatte schon überlegt, Frankreich sein zu lassen. Dann habe ich es aber
doch gemacht und nicht bereut. Das Problem ist,
dass die SNCF seit diesem Jahr
keine unzerlegten Fahrräder mehr in ihren TGVs mitnimmt. In einem Tag von einem Ende
Frankreichs ans andere geht also nicht mehr.
Stattdessen habe ich mir mit
Hilfe der DB mühsam eine riesige Umwegstrecke über Südfrankreich
zusammengebastelt und das ging dann auch noch ziemlich schief!
Die Franzosen sind ansonsten, wie schon
vor drei Jahren festgestellt, inzwischen umgänglich und freundlich geworden,
kein Vergleich mehr mit den Siebzigern und teilweise sogar noch frühen
Achtzigern des vorigen Jahrhunderts (hört sich irre an, gell?).
Die Hotels sind weiterhin das reinste Lotteriespiel. Die Betten waren zwar
überall sauber und durch die Duschen rasten keine Silberfische. Aber manches
Drei-Sterne-Hotel war nicht mal einen Stern wert (Renovierungsstau!) und manches
Zwei-Sterne-Hotel entpuppte sich als äußerst solide und angenehme Herberge.
Bezahlt habe ich im Schnitt ca. € 70,00 mit Frühstück, wobei die Preise in
Frankreich zunächst immer ohne Petit Dejeuner angegeben werden. Für das
Frühstück kommen dann noch 8,00 - 10,00 Euro dazu.
Achtung: Frühstück in Frankreich heißt wie in Italien in der Regel nur süß, also
ohne Wurst, Käse oder Ei, dafür aber immer mit Croissants. Die Preise in den
Lokalen sind deutlich höher als in Deutschland.
1.
Tag: Zugreise Göppingen - Zürich - Genf - Avignon
Zunächst
ging es mit dem Zug von Göppingen über Ulm - die direkte Gäubahnstrecke war
gesperrt - Zürich, Genf, Lyon nach Avignon. Die Umsteigezeiten waren zum Teil
extrem kurz, in Zürich sieben Minuten mit Abstieg in den Tiefbahnhof, aber ich
kam beinahe schon wider Erwarten nachts gegen 22.00 Uhr in Avignon an.
Das von mir ausnahmsweise bereits gebuchte Hotel lag in der Nähe des Bahnhofs
und gegen gutes Zureden und ein Trinkgeld ließ mich der Nachtportier das Fahrrad
dann sogar in der Ecke eines Büros abstellen. So gönnte ich mir nach dem Duschen
noch einen Spätbummel durch die Altstadt. Am Rathaus zeigten sie ein tolle
Lichtshow, d.h. sie verwandelten das Rathaus durch entsprechende Projektionen in
ein antikes Gebäude und Anderes. Vor dem beeindruckenden Papstpalast herrschte
ein Riesenrummel. Geschafft vom anstrengenden Anreisetag, immerhin 14 Stunden
Zugfahrt, ging es dann ins Bett.
2.
Tag: Zugreise Avignon - Nimes
Am nächsten Tag kam ich
gegen Mittag in Nimes an und machte den Fehler, während meines
einstündigen Aufenthalts nach einer Fahrradkarte für den IC nach Bordeaux zu
fragen. Hätte ich mal
besser bleiben lassen und einfach auf Verdacht weiterfahren sollen. Jedenfalls
gab es keinen Platz mehr. In Deutschland steige ich dann in der Regel trotzdem
in den IC um dann festzustellen, dass das Fahrradabteil oft halbleer ist. In
Frankreich war mir das auf die lange Strecke dann doch zu riskant. Der Herr von
der SNCF bastelte mir für den nächsten Tag mit vielen Umstiegen eine neue
Tour nach Bordeaux.
Eigentlich hatte Nimes auf der Radtour zurück vom Mittelmeer auf dem Programm
gestanden. So zog ich diesen Programmpunkt halt vor, fand ein Zimmer im Hotel
Cesar für
€ 62,00 direkt beim Bahnhof und machte mich auf in die Stadt. Ím Ranking der von
mir bei dieser Tour besichtigten Städte liegt Nimes auf Platz 1. Schon die
baumbestandene Fußgängerallee vom Bahnhof bis zur Esplande Charles de Gaulle,
ein kleiner Park mit schönem Brunnen ist äußerst einladend. Die beiden
Wasserläufe entlang der Allee sind nachts illuminiert und hinter der Esplanade
fällt der Blick sofort auf das prächtige Amphitheater. Es gibt auch sonst noch
einige römische Ruinen und ein Bummel durch die malerische Altstadt mit ihren
Plätzen und Brunnen macht einfach Freude. Am anderen Ende der Altstadt gibt es
dann noch den prächtigen Jardain de la Fontaine.
Oben über der Stadt gibt es
einen weiteren Park mit dem dem Tour Magne, einem verblieben Turm der
ehemaligen, römischen Stadtmauer. Abends war ich dann im römischen Amphitheater
und sah mir eine Show zur Geschichte Nimes an, d.h. es gab verschiedene
Spielszenen, beginnend mit dem Gründungsmythos Nimes, der Zeit der Römer mit
einer Seeschlacht. Mit entsprechender Projektionstechnik verwandelte sich der Arenaboden in ein Meer, auf dem dann zwei Schiffe eine kleine Seeschlacht
aufführten. Das Mittelalter wurde dann mit einem Ritterturnier dargestellt usw.
Das Ganze in der tollen Atmosphäre der römischen Arena. Der Abend und das
Eintrittsgeld von € 25,00 hatten sich wirklich gelohnt.
Bahnhofsallee
Präfektur
Arena Jardain de la Fontaine
3.
Tag: Zugreise Nimes - Agen (?) - Toulouse.
Gegen Mittag des Folgetags
bestieg ich erneut einen TER (Regionalzug), um mich weiter nach Bordeaux
durch-zukämpfen. Nach dem dritten Umstieg war dann am frühen Samstagabend in Agen
(?) mal wieder Schluss.
Der Anschlusszug Richtung Toulouse war derartig
überfüllt, dass nur noch einige wenige Fahrgäste zusteigen konnten.
Mein Fahrrad
und ich waren jedenfalls nicht dabei! Also wieder ab zum Schalter der SNCF im
Bahnhof und wieder umgebucht. Ich hatte die Wahl, am Folgetag in aller
Herrgottsfrüh weiterzufahren, oder zunächst bis Toulouse weiterzufahren, dort
erneut zu übernachten und dann von Toulouse aus die Reise nach Bordeaux
fortzusetzen.
Ich wählte die zweite Variante und muss trotz allen Ärgers mal die
freundliche Dame der SNCF, die sich quasi 10 Minuten vor Dienst-schluss noch
soviel Mühe gemacht hat, lobend erwähnen.
So kam ich denn am Abend
in Toulouse an und checkte direkt am Bahnhof im Grand Hotel Orleans für € 67,00
(ohne Frühstück) ein,
da es am nächsten Morgen früh um ca. 8:00 Uhr weitergehen
sollte.
Toulouse ist durchaus sehenswert. Die Besichtigungstour habe ich wie immer in
solchen Fällen mit dem Rad gemacht. Die Stadt hat sehr schöne Bauten in
Ziegelbauweise und der Hauptplatz mit dem prächtigen Rathaus ist schon
beeindruckend. Unten am Fluss, der Garonne, flanierten die Menschen oder ließen
einfach nur die Füße und die Seele baumeln. Eine Stadt am Wasser hat einfach
sehr viel Lebensqualität, vorausgesetzt, der Fluss oder See ist zugänglich. Zu
Abend aß ich in einem Hamburgerlokal, also nicht McDonalds oder so und dann
hörte ich in einem Stadtpark mit plätschernden Brunnen noch
Toulouse Rathaus
einem Saxophonisten zu. Was will man mehr? Auf der Rückfahrt zum Hotel schaffte ich es
dann tatsächlich doch, mich
nachts kräftig zu verfranzen. Toulouse ist halt kein Dorf. :-)
4.
Tag: Zugreise Toulouse - Bordeaux
Am nächsten Morgen
ging es dann ab zum Bahnhof und rein in den nun endlich !!!! letzten Zug nach
Bordeaux. Auf der Strecke regnete es etwas, aber in Bordeaux angekommen,
hörte es auf, allerdings war es etwas frisch. Also auf ins sehr schöne Zentrum
und ein Hotel gesucht. Das war gar nicht so einfach, aber nach einer guten
Stunde und einer Mittagspause tat sich das Hotel Porte Dejaux am
gleichnamigen Stadttor am oberen Rand der Altstadt auf ( € 80,00) und eine
Fahrradgarage hatten sie auch :-).
Auch Bordeaux ist eine sehenswerte Stadt. Das historische Stadtzentrum hat viele schöne Bauten. In der Stadt fährt - wie
auch in Orleans - die hochmoderne Straßenbahn ohne Oberleitung. Sie holt sich
den Strom wie eine Spielzeugeisenbahn aus den Schienen. Da wir hier nicht von 14
Volt, sondern von vermutlich 300 Volt und mehr reden, bedarf es eines äußerst
teuren elektronischen An- und Abschaltsystems. Dadurch steht immer nur der
Schienenabschnitt unter Strom, über den die Bahn gerade darüber fährt. Am Ufer der
Garonne gibt es auch eine Wasserfläche, auf der aus lauter kleinen Düsen gerade
soviel Wasser herausströmt, dass der Wasserspiegel ca. 4 cm hoch ist.
Es macht
richtig Spaß, darüber zu laufen und herumzuplantschen. Auch hier nachfolgend
nur einige der vielen Fotos, die ich geschossen habe:
Straßenbahn Nähe Kathedrale
Porte Caillhau
Börsenplatz mit Wasserspiegel
5.
Tag: Toulouse - Damazan
115 km
Also ehrlich gesagt glaubte ich
es ja selbst kaum, aber an diesem Tag begann nun tatsächlich meine Fahrradtor
:-) !!!
Einige Kilometer nach dem Verlassen der Stadt begann die Piste Roger
Lapébie, eine stillgelegte Eisenbahnstrecke, benannt nach einem
französischen Radrennprofi.
Die Strecke führt am oberen Rad des Tals der Garonne durch eine idyllische,
hügelige Landschaft. Man fährt an dem einen oder anderen ehemaligen Bahnhof
vorbei und durch den einen oder anderen, früheren Eisenbahntunnel. Kurz vor dem
Ende der Strecke bog ich Komoot folgend von der Strecke Richtung Garonne ab und
fürchtete schon, Mittags nichts in den Magen zu bekommen. In einem kleinen
Örtchen namens La Reóle an der Garonne fand sich dann eine Boulangerie,
die über Mittag offen hatte, tolle
Sandwiches hatte und zum Nachtisch gab es
eine leckere, riesige Meringe (Baiser).
Nach der Überquerung der Garonne kam ich dann an den Garonne Seitenkanal,
der Toulouse mit Bordeaux verbindet und dem ich nun bis Toulouse folgen sollte.
Der Radweg ist vom Feinsten, fast durchgehend asphaltiert und stets im Schatten
der Bäume, die den Kanal rechts und links säumen. Der Kanal wurde in den 1860er
Jahren gebaut. Man passiert ständig Schleusenanlagen, die von den Bootstouristen
i.d.R. selbst bedient werden. Hin und wieder überquert der Kanal auf Trogbrücken
kleine Täler oder sogar ganze Flüsse.
Es ist, da praktisch ohne Steigung, außer etwas an den jeweiligen Schleusen, ein
sehr angenehmes Radeln. Was die Bootstouristen am Kanalfahren allerdings so toll
finden, ist mir ein bisschen ein Rätsel. Die Boote fahren sehr langsam dahin und
man sieht außer dem Kanal vom Wasser aus fast nix, außer wenn in seltenen Fällen
ein Örtchen mit einer Anlegestelle kommt. Man muss sich für so eine Art von
Urlaub schon sehr entschleunigen können. Nix für mich, aber wer´s mag...
Bahnhof Piste Roger Lapèbie
Tunnel Piste Roger Lapébie
Gegen Abend nahm ich dann wieder
mein Lotteriespiel auf, nämlich ein Hotel zu suchen. In Damazan radelte
in das
kleine Örtchen rein und ging nicht wirklich davon aus, dort ein Hotel zu finden.
Einige Gäste in einem Bistro erklärten mir jedoch, ich möge aus dem Ort raus
zur Autobahnauffahrt radeln und dort gäbe es das Hotel de la
Confluences (€ 54,00). Dieses entpuppte sich als als
hochmoderner Neubau mit I a Zimmer und Bad und damit als absolute Ausnahme von
der französischen Regel. Die Entenbrust abends im Hotel-restaurant war
lecker und eine Fahrradgarage hatten sie auch.
6.
Tag: Damazan - Agen -
Moissac - Grisolles 119 km
Nach einem dann auch noch
unfranzösischem Frühstück mit Rührei und Speck (!) ging es frohgemut zurück zum
Kanal und weiter auf dieser idyllischen Strecke nach Agen, dem Ort meines
unfreiwilligen, weiteren Stopps auf der Hinreise mit dem Zug. Der Kanal
überquert vor der Stadt mittels einer Trogbrücke die Garonne und ich bog in die
Innenstadt ab, um eine kleine Mittagspause in der Fußgängerzone zu machen. Die
mittelgroße Stadt ist ziemlich trist und daher nicht weiter beschreibenswert.
Das Wetter war wie (fast) immer sonnig und weiter ging es entlang des Kanals von
Schleuse zu Schleuse
zunächst nach Moissac.
Dort machte ich in einer Boulangerie ein Kaffeepäuschen und konnte mich mit der
Inhaberin, zu meiner Überraschung auf Deutsch unter-halten.
Bei der Ausfahrt aus dem Ort überquert dann erneut eine große
Trogbrücke einen
Fluss, diesmal den Tarn.
Als Abend wurde war erneut ein Hotel zu suchen.
In Montech
ging das schief und es war schon etwas später, so ca. 20 Uhr, als
ich in dem kleinen Örtchen Grisolles an der Nationalstraße das Relais
des Garnigues (€ 80,00) fand. Nach 119 km war ich froh, eine Bleibe
gefunden zu haben. Woher die Sterne kamen, war rätselhaft.
Im Zimmer roch es
fürchterlich nach Desinfektionsmitteln.
Kanalbrücke Moissac
7.
Tag: Grisolles - Toulouse
- Castelnaudary 93 km
Gegen Mittag traf ich in Toulouse ein, fuhr wieder runter zum Fluss und
verspeiste dann in einer Boulangerie in der Altstadt ein leckeres Sandwich. Die
gutaussehenden aber etwas auffälligen "Damen" am Nachbartisch waren vermutlich
keine Damen und ich hatte den Eindruck, dass eine der beiden es ganz nett fand,
dass ich sie trotz ihres Jobs nicht krampfhaft ignorierte. Sind auch nur
Menschen, die einen Sch...job haben, was man gerne vergisst. In Toulouse hört
der Canal lateral du Garonne auf und man radelt
ab hier entlang des
Canal du Midi, der zweihundert Jahre früher von einem Salzbaron gebaut
wurde. Interessant, dass dieser den Arbeitern bei Krankheit oder
witterungs-bedingtem Arbeitsausfall den Lohn weiterzahlte. Wir reden wohlgemerkt
von den Jahren um ca. 1650 !!.
Im Gegensatz zum Radweg am Seitenkanal der Garonne ist der Weg entlang des Canal
du Midi nicht durchgehend asphaltiert und hat häufig besseren oder schlechteren
Feldwegcharakter. Abgesehen davon geht es auch hier gemütlich von Schleuse zu
Schleuse, häufig unter einem sonnenschützenden Blätterdach.
Einige Kilometer vor Castelnaudary wollte mich Komoot dann vom Kanal
weglotsen, aber ich blieb am Kanal. Etwa später später wusste ich, warum Komoot
mich hatte weglotsen wollen. Der bis dahin asphaltierte Kanalweg wurde zum
Schotterweg und dann zum Sandweg, sozusagen der ehemalige Treidelpfad im
Originalzustand.
Daraufhin nahm ich die nächste Abzweigmöglichkeit zu einer regulärenStraße und
fuhr einige wenige Kilometer an einer vielbefahrenen Nationalstraße entlang.
In Castelnaudary fand sich dann das wieder sehr "französische" Hotel
de France (€ 70,00) .
Zum Abendessen ging es dann runter auf ein Restaurantschiff im alten Hafen. Ich
saß dort sehr schön und es gab etwas recht Herzhaftes, nämlich gebratene
Blutwurst mit Pommes und Salat. Hätte ich jetzt in Frankreich nicht unbedingt
auf einer Speisekarte vermutet.
8. Tag:
Castelnaudary - Narbonne 123 km
Der Radweg entlang des Kanals Richtung Carcassone, den ich am nächsten Morgen in
Angriff nahm, hatte mehr Feldwegqualität und als der Kanal eine
Landstraße kreuzte, wechselte ich kurzerhand auf die Straße und kam gegen Mittag
in der "Neustadt" von Carcassone an. "Neustadt" deshalb,
weil beim Ausbau der berühmten Bergfestung die dortigen Bewohner gezwungen
worden sein sollen, den Berg zu verlassen und sich im Tal neu anzusiedeln. Das
Städtchen ist im Altstadtbereich nett anzuschauen und so wollte ich mir dort
eigentlich ein Hotel nehmen, um einen Tag Pause zu machen. Ging aber nicht!
Alle Hotels, die ich abklapperte, waren belegt, gleich welcher Preisklasse. Nun
ja, Hochsaison und die berühmte
Bergfestung,
sozusagen ein Rothenburg auf französisch, da ging einfach nix.
Nach der Mittagspause radelte ich also
den Berg zur Festung hoch und drängelte mich mit gefühlt 10.000 anderen
Touristen durch die eigentlich schönen Gassen der imposanten, mittelalterlichen
Bergfestung. Die muss bis zum 19. Jahrhundert übrigens ziemlich verfallen
gewesen sein und wurde dann wieder aufgebaut. Genau genommen also alles Fake :-) Ändert aber nix daran, dass es schön aussieht. In einem der
zahlreichen Läden gibt es überdimensionale Schaumzuckerware von HARIBO und da
konnte ich einfach nicht widerstehen :-) Das Problem ist
halt nur, dass Carcassonne wie heute alle Sehenswürdigkeiten total überlaufen ist. Ich
war zuletzt 1974 mit einem Freund anlässlich unserer Abiturtour
dort.
Damals war es verglichen mit heute dort richtig gemütlich.
Danach ging es zurück an
den Canal du Midi und nach dem ganzen Touristenrummel tat die Fahrt durch die
Natur richtig gut.
Nach einigen Kilometern gönnte ich mir in einem kleinen Ort namens Trébes
eine Kaffeepause und überlegte mir, dort
den Tag vorzeitig ausklingen zu lassen. In der Touristeninformation bot man mir
dann ein Chambre d`Hote für € 90,00 an und ich erlaubte mir schon die Frage,
wenn auch nicht ganz so drastisch formuliert, ob die in dem Kaff noch ganz dicht
sind?
Nun es war erst früher Nachmittag und zunächst verließ ich den Radweg am Kanal,
der doch recht schotterig geworden war. So gegen 18:00 Uhr traf ich in
Lézignan Corbières, einem etwas heruntergekommenen Örtchen ein und machte
mich auf die Hotelsuche. Das Hotel im Ort war ausgebucht und ich fragte mich
etwas wieso? Keine Touristenattraktion weit und breit (man übersieht als Radler
vermutlich, dass man von dort mit dem Auto in einer Viertelstunde in Carcassonne
ist :-.) ) Ein Motel an der Autobahnauffahrt war ebenfalls "complet".
Also mal wieder I´m Biking der untergehenden Sonne entgegen. Ein Landhotel an
der Strecke war ebenfalls ausgebucht und so war es dann auch schon wurscht und
so radelte ich durch bis Narbonne. Die Stadt wurde
damals zu ihrem Ärger übrigens nicht an den Canal du Midi angeschlossen, bekam
später aber eine Stichkanal, den Canal de la Robine. Dort fand sich dann
mitten im Zentrum das Hotel de Paris
(€ 54,00) mit dem schon üblichen
Renovierungsstau, aber der Wirt war nett und hat den Laden offenbar fast alleine
betrieben. Narbonne rangiert auf meinem Städteranking weiter unten. Bis auf ein
zwei Plätze und den Dom ist sie ziemlich schmuddelig. Der Abend am Canal am
Cours de la Republique in einem Straßenrestaurant war dann aber doch ein schöner
Tagesausklang.
Narbonne
Cathédrale Saint Just
9. Tag:
Narbonne - Sete 91 km (und Zugsprung nach Nimes)
Am nächsten Morgen traf
ich nach einigen Kilometern vor Colobiers wieder auf den Canal du Midi und zwar
genau an einer der Sehenswürdigkeiten
des Kanals, nämlich dem Tunnel von Malpas. Der Kanal durchquert dort in
einem Tunnel einen Bergrücken. Nur noch mal zur Erinnerung: Das war ca.
1650 und
Handarbeit!
Weiter ging es Richtung Beziers und kurz vor der Stadt gab es eine
weitere Attraktion des Kanals zu bestaunen. Der Kanal
wird dort mehr oder weniger von der
Mittelmeerebene mittels neun unmittelbar aufeinander folgender Schleusen,
ein erhebliches Stück angehoben.
Gegen Mittag radelte ich dann in Beziers ein und musste, um ins
Zentrum der Altstadt zu gelangen, kräftig den Berg hochradeln.
Dort gab es gerade ein Stadtfest mit entsprechender Außen-bewirtschaftung und so
war das Mittagessen gerettet.
Anschließend ging es dann, meist am Kanal entlang über Adges nach Sete
am Mittelmeer. Es war schon ca. 18:00 Uhr und ich machte mich erneut auf die
Hotelsuche. Nach eineinhalb Stunden gab ich es auf. Die Stadt war komplett ausgebucht
und ich hatte doch eigentlich vorgehabt, am Mittelmeer einen Badetag einzulegen.
Ich gebe zu, auf dieser Tour war es mit den Spontanüber-nachtungen jeweils in
dem Ort, in dem ich am Abend zufälliger Weise gerade war, doch etwas
schwierig....
(Ich werde es aber trotzdem auch im nächsten Radlerurlaub wieder so machen!)
Schleusenanlage Fonseranes
Dessen ungeachtet stellte sich nun die ernsthaft Frage, ob ich eine Nacht am
Strand verbringen sollte. Wetter- und temperaturmäßig wäre das kein Problem
gewesen, aber muss man sich das mit 64 Jahren wirklich noch antun? Ich verneinte
dies für mich und beschloss, einen "Zugsprung" nach Nimes zu machen, um von der
offenbar völlig überfüllten Mittelmeerküste wegzukommen. Im Zug klapperte ich
telefonisch mein altes Hotel sowie zwei IBIS-Hotels in Nimes ab. Bei Bookingcom
war nix mehr auffindbar
und die angerufenen Hotels bedauerten, es sei wirklich
nichts mehr frei. Na super! Ich überlegte mir schon mal prophylaktisch, in
welcher Ecke des Stadtparks in Nimes ich übernachten wollte....
Aber siehe da, ein Hotel direkt am Bahnhof, das Hotel Abalone hatte für
ca. € 60,00 doch tatsächlich ein Zimmer. Juchhuh!!!!
Zur Feier des Abends gönnte ich mir in der schon bekannt schönen Altstadt von
Nimes ein leckeres Abendessen. Bevor ich ins Bett ging, buchte ich dann aber
doch bei Bookingcom ein Hotel in Avignon, da ich ausnahmsweise wusste, dass ich
dort am nächsten Abend sein würde und auch diese Stadt ist ein touristischer
Hotspot.
(Die Strecke von Sete über Montpellier bis Nimes habe ich übrigens auf Komoot
nicht gelöscht)
10.
Tag: Nimes - Avignon 56 km
Der erste Teil der Strecke bis einige Kilometer vor dem
Pont
du Gard war radfahrmäßig nicht so toll, da er teilweise an einer vielbefahrenen
Straße entlang ging. Aber manchmal schafft es Komoot mangels entsprechender
Alternativen sprich
- Nebensträßchen - halt dann doch nicht, Hauptstraßen zu vermeiden. In
Bezouce kam ich dann endlich weg von der Hauptstraße und es ging allmählich
und idyllisch den Berg hoch. Am Schluss wurde es so "idyllisch" dass ich das Rad
eine Weile bergauf über Schotter schieben musste. Schuld war diesmal aber nicht
Komoot, sondern ich. Ich hatte bei der Routenplanung die Strecke an den Pont
du Gard gezogen und übersehen, dass ich damit das obere Ende des
Aquädukts am Berg erwischt hatte.
Auf diese Weise genoss ich von oben den fantastischen Ausblick vom Pont ins Tal.
Übrigens: 1974 konnte man tatsächlich noch ganz oben auf dem Pont in der
ehemaligen Wasserrinne rumlaufen. Hat mich damals schon etwas gewundert.
Heute ist das aus Sicherheitsgründen natürlich abgesperrt. Jedenfalls habe ich
die Bergstrecke auf Komoot nicht gelöscht. Wer sich die Kraxelei sparen will
oder muss, sollte natürlich im Tal bleiben und über Saint-Bonnet-du-Gard und
Remoulins zum Pont radeln.
Runter vom Berg ging es über einen Waldweg übrigens wider Erwarten recht gut und
so landete ich dann direkt an einem der dortigen Lokale am Fuße des Aquädukts.
Nebenbei hatte ich mir durch diese Einfahrt über den Berg bzw. die Hintertür den
Eintritt gespart, wie ich später bei der Weiterfahrt feststellte :-) .
Nach einer Mittagessen im Restaurant gönnte ich mir dann eine Badepause am und
im klaren Wasser des Gardon.
Die Strecke nach Avignon ging dann teilweise leider wieder entlang einer
vielbefahrenen Straße, aber schließlich fuhr ich über die Rhone und Avignon lag
in seiner Pracht vor mir und linkerhand die berühmte Brücke, die mitten im Fluss
aufhört, da sie einst von einem Hochwasser teilweise zerstört worden war.
In Avignon checkte ich in der Residence de Cordorlies (ca. €
50,00) bei der es sich um eine Anlage in der Altstadt mit Appartements handelte, die
sich in einem einwand-freien Zustand befanden.
Nach dem üblichen Frischmachen ging es mit dem Fahrrad auf zur
Stadtbesichtigung. Auf die Brücke verzichtete ich, nachdem man für das bloße
Betreten € 10,00 haben wollte. Das Geld habe ich dann lieber verfuttert! :-)
Wahrscheinlich ist so etwas aber eine Schutzmaßnahme gegen den heute an solchen
Punkten vorherrschenden Overtourismus. Die Stadt hat neben ihrem beeindruckenden
Papstpalast eine tolle, durchgehende Stadtmauer und Abends suchte ich mir eine
gemütlichen Italiener für eine Pizza mit einem Gläschen Roten.
11.
Tag: Avignon - Montelimar 101 km
Ab Avignon wollte ich bis Genf auf dem Rhonetalradweg radeln, der als "Via
Rhona" ausgeschildert ist. Einige Kilometer nach Avignon verlor ich den
offiziellen Radweg und folgte dann halt einfach meiner Komoottour. In der Regel
tauchte der Radweg dann irgendwann plötzlich wieder unter den Radreifen auf. Da
das Rhonetal in diesem Gebiet recht weit ist, führt der Radweg auch selten am
Fluss lang, sondert mäandert ziemlich durch die Gegend. Nun wie heißt es immer:
Beim Radeln ist der Weg das Ziel :-)
Um die Mittagszeit sah ich in einem
kleine Wäldchen Sonnenschirme und folgte diesen. Kurz darauf fand ich mich an
einem schönen Baggersee mit Kiosk in der Nähe von Piolenc wieder. Also
nix wie rein in die Badehose und ab ins frische Nass!
So erfrischt ging es weiter bis Montelimar. Der Ort liegt nicht direkt an
der Rhone, sondern ist mit dieser durch einen kurzen Stichkanal verbunden. Im
dortigen Hotel Kyriad (€ 77,00) fand sich eine komfortable Bleibe und ab
ging´s zum Abendessen. Den Ort selbst fand ich nicht so beeiindruckend.
12.
Tag: Montelimar - Valence 62 km
Wenige Kilometer nach
Montelimar fuhr ich an Rochemaure vorbei.
Schon die Zufahrt auf das Örtchen war schön, da sie über eine Brücke führte,
deren Pfeiler im Burgtorstil gehalten waren. Das Örtchen ist ein Felsennest, an
dessen oberen Bergrand Mauern und Ruinen einer ehemaligen Burg kleben.
Generell führt der Radweg in diesem Abschnitt wieder meistens am Fluss oder
dessen Kanal entlang. In Le Pouzin besorgte ich mir im dortigen
Supermarkt eine Mittagsmahlzeit und der Rastplatz mit Bank und Tisch lag
praktischerweise nur wenige Meter entfernt.
Am späten Nachmittag rollte ich in Valence ein und fand im dortigen
Hotel de Lyon eine passable Bleibe für ca. € 55,00 incl. Fahrrad-garage.
Generell kann man rückblickend feststellen, dass die Qualität der Hotels sich
seit Avignon deutlich gebessert hatte. Am späten Nachmittag trübte es ein und
wurde auch kühler. Valence würde ich im mittleren Bereich einordnen. Es gibt
dort einen schönen Park, den Parc Jouvet, und das eine oder andere
sehenswerte Gebäude.
Rochemaure
Zu meiner großen Freude entdeckte ich in der Stadt einen Gummibärchenladen
mit einer Riesenauswahl und deckte mich dort ausgiebig ein.
Abends fand sich in der Nähe des Hotels eine sehr gut besuchte Pizzeria mit
Holzkohleofen. Der Clou war, dass sie Menues "Halb und Halb" anboten, d.h. man
konnte sich aus der Speisekarte nach Belieben zwei Gerichte zum Preis von einem
aussuchen und bekam von diesen jeweils eine halbe Portion. Das sollen unsere
Italiener hier in Deutschland auch mal machen :-)
Park Jouvet
13.
Tag: Valence - Serrieres 61 km
Am nächsten Morgen bewahrheitete sich leider das angekündigte, schlechte Wetter.
Wenige Kilometer nach Valence hieß es Regenklamotten überziehen und Kampfradeln.
Anfänglich tröpfelte es nur, aber nach und nach wurde ein veritabler Landregen
daraus. Und jedes Jahr habe ich bei meinen Sommertouren dasselbe Problem: Es
regnet zwar nur einen Tag und die Sachen sind auch regendicht, aber zwischen
meinen Schuhen und der Regenhose klafft beim Treten immer wieder ein Lücke auf
und in diese bzw. die Socken regnet es so gut rein, dass sich die Socken mit
Wasser vollsaugen und ich nach ca. einer Stunde jedes Mal in den Schuhen
sozusagen voll im Saft stehe! Und jedes Mal denke ich hinterher, ist ja nicht so
schlimm, nur dauert das Trocknen der Schuhe i.d.R. drei Tage! So auch diesmal.
Nach Hause zurückgekehrt habe ich mir endlich spezielle Überzieher bzw.
Gamaschen gekauft, die die Lücke zwischen den Schuhen und der Regenhose
hoffentlich künftig schließen.
Auf meiner Tour hätte ich dann gerne schon gegen Mittag aufgehört, nur lagen
ausgerechnet an diesem Tag kaum Orte an der Strecke, jedenfalls keine mit Hotel.
In einem Ort gab es dann tatsächlich ein Hotel, dieses war jedoch offenbar von
einer Rentnerreisegruppebustour vollständig belegt worden. Am Nachmittag
landete ich dann in Serrieres und fragte in einer dortigen Bio-Pizzeria
!!! ob man ein Hotel kenne. Die Antwort: Wir s i n d ein Hotel, nämlich das Mon
Hotel!
Aber nix wie das Fahrrad abgeladen und das Zimmer genommen, auch wenn
es - mitten in der Prairie - € 80,00 kostete! Dafür hatten die ein
schönes Bad mit einer B a d e w a n n e :-)
Durchfeuchtet und klamm wie ich war, ließ ich die Wanne fast bis zum Rand
vollaufen und legte mich in das wohlig warme Wasser. Das hatte schon was!
Nach einem Bummel durch das kleine Örtchen gab es zum Abendessen eine Biopizza!
Serrieres
Außerdem gab es noch eine Überraschung: Mein Smartphone ließ sich nicht mehr
aufladen! Das freut einen, wenn man zum einen zumindest für Notfälle oder
Fahrradunfälle ganz gerne ein funktionierendes Handy hätte und außerdem diente
es als Navi.
14.
Tag: Serrieres - Lyon 77 km
Am nächsten Morgen ging es also ohne Navi auf dem auf diesem Teil der Strecke
glücklicherweise gut ausgeschilderten Radweg bis Vienne, einem
mittelgroßen, netten Städtchen, und ich suchte und fand dort doch tatsächlich
einen Smartphone-Repairshop. Der Austausch des Akkus, den die nette Lady hinter
dem Tresen und ich zunächst in Verdacht hatten, brachte nix und sie war so
freundlich, ihren Akku wieder einzupacken und nicht zu berechnen. Oh je sagte
ich, dann muss ich wohl ein neues Gerät kaufen. Nein meinte Sie, vermutlich
liegt es an der Mini-USB-Buchse und suchte in ihrem Kleinteilelager. Als sie nix
fand, meinte sie, ich solle doch einfach in Ruhe etwas essen gehen und um zwei
Uhr wiederkommen. Als ich wiederkam, hatte sie woher auch immer eine Buchse
organisiert und eine viertel Stunde später hatte ich wieder ein funktionierendes
Handy!!! Die € 25,00 habe ich dann auf € 30,00 aufgerundet und mich herzlich
bedankt.
So geht Service!
Nun war es aber auch Zeit, mich auf den Weg nach Lyon zu machen, wo ich am
frühen Abend eintraf. In der Touristen-information besorgte ich mir ein
Hotelzimmer mitten in der Stadt und das von außen unscheinbare Hotel de la
Marne
hatte für € 46,00 ein kleines aber hübsches und liebevoll
eingerichtetes Zimmer mit Bad.
Vienne
Rhonebrücke und Kathedrale
Lyon ist die zweitgrößte Stadt Frankreichs und hat ein bisschen das Image
einer französischen Kriminalitätshochburg. Kann sein, oder auch nicht. Ich habe
davon jedenfalls nichts bemerkt und die durchaus imposante Altstadt sowie die
Notre-Dame de fouvriére auf dem Berg besichtigt. Dort oben befinden sich
auch römische Ruinen. Anschließend ging es in die Altstadt zum gemütlichen
Abendessen. Auch hier wieder einige der vielen Fotos der Stadt:
Musée des Confluences
Gebäude am Place Bellecour
Notre-Dame u. Kathedrale
Justizpalast
Am Abend hatte dann irgendjemand am illuminierten Justizpalast eine Musikanlage
aufgebaut und viele Paar tanzten zu südamerikanischer Musik.
Tja: Savoir vivre!
15.
Tag: Lyon - Belley 105 km
Ab Lyon verlässt der Rhonetalradweg zunächst die Rhone und führt teilweise durch
schöne, aber auch recht bergige Landschaft.
Mein Versuch der Radwegausschilderung aus Lyon raus zu folgen, ging daneben.
Zunächst ging es nämlich in der Stadt am Rhoneufer entlang und ich hatte den
Wegweiser "Genéve" vor mir. Plötzlich hatte ich ihn dann hinter mir und die
Abzweigung, die eigentlich zwischen den Wegweisern hätte liegen müssen, war
einfach nicht auffindbar. Na ja, egal!
Ich folgte mal wieder meiner Komoottour, die mich zuverlässig aus der Stadt
rauslotste, oft auf einer eigenen Radwegtrasse entlang einer aus der Stadt
hinausführenden Straßenbahnlinie. Nach dem Passieren des Flughafens begann es
dann recht hügelig zu werden und es ging rund 300 Höhenmeter nach oben und, wie
immer in bergiger Landschaft, zwischendurch auch wieder mal runter. Sieht man
auf die Karte, so stellt man fest, dass ich ein großes Dreieck, welches die
Rhone in dieser Gegend bildet, quasi abkürzte. Kurz vor Morestel traf ich
dann auch wieder auf den Via Rhona.
Es war Zeit für eine Kaffeepause und der
Akku hatte in der hügeligen Gegend auch sehr gelitten. Die Wirtin des Bistros
erlaubte mir das Aufladen, was sich später als sehr sinnvoll herausstellte.
Einige Kilometer nach Brangues traf ich wieder auf den Fluss und konnte
diesem nun weitgehend folgen. Mitten in der Landschaft traf ich dann auf diesen
netten Kameraden, der offenbar von daheim ausgebüxt war. Er fand mich offenbar
so interessant, dass er eine ganze Weile nicht mehr von meiner Seite wich. Ich
habe denn angehalten um ihn zu fotografieren. In diesem Moment kam ein Radler
aus der Gegenrichtung und mein Begleiter beschloss, diesem zu folgen und wieder
zurück zu rennen.
In der Abenddämmerung kam ich dann in Belley an. Aufgrund der
Werbeschilder vor der Stadt hatte ich einen historischen Stadtkern usw.
erwartet. Dem war aber nicht so. Es ist ein ziemlich schmuckloses, mittelgroßes
Örtchen. Dafür war das Sweet Home Hotel für ca. € 55,00 wirklich
erfreulich. Hier waren die zwei Sterne deutlich tiefgestapelt. Im Restaurant gab
es zum Abendessen ein warmes Buffet mit einer reichhaltigen und schmackhaften
Auswahl an Fisch und Fleisch.
16. Tag: Belley - Genf 94 km
Am nächsten Morgen bestieg ich das Fahrrad etwas wehmütig, denn es war klar,
dass das Ende meiner Frankreichradtour nahe war.
Bis Seyssel ging es zunächst recht angenehm im Rhonetal weiter,
teilweise auch entlang des Flusses.
In dem genannten Örtchen machte ich in einer Boulangerie meine Mittagspause und
fotografierte bei dieser Gelegenheit mal wieder eine schöne Rhonebrücke.
Die Weiterfahrt wurde dann richtig heftig. Die Rhone durchschneidet in
diesem Bereich irgendeinen Gebirgszug, wahr-scheinlich schon ein Ausläufer der
Alpen. Entsprechen ging es eine Weile richtig steil nach oben und hätte ich
nicht mein Motörchen gehabt....
Dafür war die Abfahrt auf der anderen Seite dann richtig rasant. Nun wurde es
wieder eben und nach einer Kaffeepause in einem Örtchen namens Vallerey
ging es auf zum Endspurt nach Genf.
Vallerey wirkte übrigens so gar nicht mehr französisch, sondern schon ziemlich
ordentlich schweizerisch. Vermutlich arbeiten die Bewohner im nahen Genf mit
dessen Gehaltsniveau und leben im günstigeren Frankreich, so wie in unseren
Grenzregionen zur Schweiz eben auch.
Ca. 15 km vor Genf, ich war auf Schweizer Hoheitsgebiet, hatte ich dann zwei
Wegweiser Richtung Genf zu Auswahl. Ein Weg schlängelte irgendwo in der Gegend
rum, aber laut Karte offenbar auch nicht an der Rhone, der andere war
schlichtweg der Parallelradweg an der Nationalstraße. Nachdem ich doch schon einige
Kilometer hinter mir hatte, wählte ich die Direttissima und bretzelte geradewegs
nach Genf hinein.
Das Hotel Moderne (109,00 CHF), welches ich vorgebucht hatte, war
vielleicht mal modern (Renovierungsstau), aber das war mir nun wirklich wurscht. Hauptsache mitten in Genf. Genf hatte ich bei einer früheren Tour,
siehe meine
Loiretour 2016, schon ausgiebig besichtigt und so ließ ich den
Tag bzw. Abend nach einem gemütlichen Abendessen in einer Pizzeria gemütlich
ausklingen und radelte ein wenig kreuz und quer durch die schöne Altstadt auf
dem Berg und an der Seepromenade entlang.
17.
Tag: Genf - Singen (Zug), Singen - Neuhausen o.E. 34 km
Die Fahrkarte nach Deutschland hatte ich mir am Vortag besorgt, und so genoss
ich nach der Ausfahrt aus dem Genfer Bahnhof die Fahrt entlang des blauen Genfer
Sees bis Lausanne. Dort war dann mal wieder Schluss mit Genießen! In Lausanne
fuhr mir der Zug nach Zürich trotz rasantem Umsteigens buchstäblich vor der Nase
weg und die Schweizer Bahnbeamtin besaß die Unverfrorenheit, mir für die
Umbuchung auf den Zug nach Zürich eine Stunde später auch noch 10 CHF
abzuknöpfen. Die Schweizer nehmen es halt von den Lebenden! Durch den späteren
Zug hatte ich in Zürich dann so gut wie keinen Aufenthalt und raste mit Fahrrad
und Gepäck vom Tiefbahnhof - immerhin mit Aufzug - hoch ins Erdgeschoss des
Bahnhofs und rein in den Zug nach Singen! Na ja, dieser Urlaub und meine
Erlebnisse mit der Bahn waren wirklich ein Kapitel für sich!
Gegen Mittag kam ich dann in Singen an. Die Zusatztour hatte ich schon in
Frankreich mit Komoot geplant, da ich noch einige Tage Urlaub hatte. Es gelang
mir auch bis zum Donautal nochmal eine unbekannte Strecke zu finden, die mich
zunächst an den Aachtopf führte. Die Aachquelle besteht größtenteils aus
bei Immendingen und Fridingen versickertem Donauwasser, welches sich einen Weg
durch den karstigen Untergrund bis zur Aachquelle bahnt. Auf diese Weis wird aus
Donauwasser Rheinwasser, denn die Aach fließt bei Radolfzell in den Bodensee,
also Rhein.
Danach ging es mal wieder bergauf in die Ausläufer der Schwäbischen Alb bis
Neuhausen ob Egg. Von unterwegs rief ich dort meinen ehemaligen Vermieter
und inzwischen lieben Bekannten an, den es zwischenzeitlich in diese Gegend am
A... der Welt verschlagen hatte. Er bot mir prompt einen Grillabend und
ein Gästebett an. Da konnte ich schlecht nein sagen :-)
So wurde es ein gemütlicher Abend, zumal eine charmante Bekannte von ihm,
die ich auch von früher kannte, dazu kam.
Aachtopf
18.
Tag: Neuhausen o.E. - Riedlingen 81 km
Die Sonne strahlte auch an
diesem Morgen und so ging es zunächst rasant hinunter ins Donautal nach
Fridingen.
Ich weiß, ich wiederhole mich, aber dieser Teil des Donauradwegs mit dem
Durchbruch der Donau durch die Schwäbische Alb bis Sigmaringen ist einfach immer
wieder wunderschön. Tolle Felsformationen, das Kloster Beuron und die ein oder
andere Burg, nicht zuletzt das Schloss in Sigmaringen.
In Sigmaringen kam ich gegen Mittag an
und wollte dort eine Mittags- und Badepause im dortigen Freibad einlegen. War
aber nix!
Das Freibad war wegen Umbaus geschlossen.
Also habe ich mir in einem guten
Restaurant in der Innenstadt einen ordentlichen Zwiebelrostbraten gegönnt und
bin weiter ins nicht allzu weit entfernte Mengen geradelt. Dort habe ich
dann die Badepause im dortigen Freibad nachgeholt. Anschließend radelt ich der
Abendsonne entgegen, vorbei an der keltischen Heuneburg bis Riedlingen.
Dort bot mir das Hotel Hirsch (€ 48,00) ein nettes Zimmer mit Frühstück
und den Abend ließ ich nach einem kleinen Bummel durch das hübsche Städtchen mit
viel Fachwerk bei einem ordentlichen,
fürstenbergisches Schloss Werenwang
schwäbischen Wurstsalat und einem Viertele ausklingen.
Riedlingen Donau
19.
Tag: Riedlingen - Ulm 79 km
Nun näherte meine Tour
sich allerdings endgültig Ihrem Ende. Der Donautalradweg verlässt kurz vor
Datthausen das Donautal. Man muß dort eine 14-prozentige Steigung hoch zur B
311 kraxeln, um kurz darauf wieder hinunter ins Donautal nach Rechtenstein
mit einer schönen Burgruine, direkt an der Donau, radeln zu können. Ich kenne
die Strecke seit über zwanzig Jahren und es ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel,
wieso der dortige Landkreis sich bis heute nicht in der Lage gesehen hat, diese
Lücke im Donaurad-weg unten im Donautal zu schließen. Danach geht es weiter über
Munderkingen nach Ehingen. Dort machte ich meine Mittagspause, um
kurz danach in Schelklingen im dortigen kleinen, gemütlichen, von einem
Verein betriebenen Freibad noch einmal ein Badepäuschen zu machen. In Ehingen
verlasse ich regelmäßig das Donautal, um über das dortige Urdonautal und erneut
entlang von Albfelsen via Blaubeuren nach Ulm zu radeln. Dort ging
es dann zum Bahnhof und mit dem Zug nach Hause nach Göppngen.
Tja, und das war dann
meine diesjährige große Sommertour.
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